Was Oberösterreich braucht, um zukunftsfit zu bleiben
Grundlagen für eine systematische Standortpolitik
Linz, Juni 2015
Im Auftrag der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich
Österreich ist in den letzten Jahren in internationalen Standort-Rankings zurückgefallen.
Oberösterreich steht international deutlich besser da, darf sich aber mit seiner Performance keinesfalls zufrieden geben.
In konkreten Zahlen: Nach dem Regional Competitiveness Index 2013 liegt OÖ unter 262 EU-Regionen auf Platz 104. Beschränkt man den Vergleich auf jene EU-Regionen, die aufgrund ihrer Struktur (wie Bevölkerungsdichte, Industriequote, etc.) mit Oberösterreich gut vergleichbar sind, so liegt das Land auf Rang 49 unter 82 ähnlichen Regionen.
Dieser und ähnliche Vergleiche legen zwei Schlüsse nahe:
Zum ersten ist es auch in Zeiten gemeinsamer Märkte und offener Grenzen möglich, spezifisch regionale Strukturpolitik zu betreiben.
Zum zweiten braucht Oberösterreich offensichtlich systematische Anstrengungen, um von seiner guten Ausgangsposition im Wettbewerb der Regionen noch weiter nach vorn zu kommen.
Was genau Oberösterreich braucht, um zukunftsfit zu werden – diese Frage untersuchte Kovar & Partners im Rahmen der Arena Analyse Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Rund 60 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, dem Sozialbereich, Kunst und Wissenschaft wurden befragt. Ein Teil von ihnen hat überdies an einem Workshop teilgenommen.
Die Analyse lieferte sechs Handlungsfelder, in denen sich die Zukunft des Standortes entscheidet:
Wirtschaftsstruktur und Infrastruktur: Oberösterreich ist ein Technologie-Land , doch drohen manche Branchen wegen hoher Arbeitskosten und starrem Arbeitsrecht abzuwandern. Zudem stellen Robotics und Digitalisierung gerade die heute boomenden Industrien vor neue Herausforderungen.
Humankapital und gesellschaftliches Kapital: Oberösterreich muss für Hochqualifizierte als Ort, wo man leben und arbeiten will, attraktiv bleiben. Das Bildungssystem muss mit den neuen Herausforderungen Schritt halten.
Leistungsfähigkeit des politischen Systems: Wie Österreich insgesamt braucht auch OÖ höhere Reformfreudigkeit. Zudem führt die derzeitige Form des Föderalismus zu Über-Verwaltung und Doppelgleisigkeiten.
Soziale Sicherheit und soziale Kohäsion: Einem starken Mittelstand stehen armutsgefährdete Gruppen gegenüber. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt. Es gibt zu wenige Einrichtungen für alleinerziehende Mütter.
Innovation und langfristige Visionen: Ein innovationsfreundliches Klima setzt eine kritischen Zeitgeist voraus: Querdenken, Infrage-Stellen des Althergebrachten, Mut zum Scheitern und Neubeginnen müssen zu wichtigen Bildungszielen werden.
Geistiges Klima: Heimat, Internationalität und Kulturleben: Oberösterreich hat viel für sein Kulturleben getan, mehr Internationalität wäre aber weiterhin nötig. Es gibt viel an geförderter Kultur, aber keine autochthone, aus sich heraus aktive Szene.
Die Ergebnisse der Studie sollen die Grundlage für die Erstellung einer Balanced Scorcard zur Entwicklung des Wirtschaftsstandorts liefern. Die Organisation Business Upper Austria wird im Herbst 2015 die Ziele und Kriterien für eine solche Balanced Scorecard festlegen.